An das liebe Christkind … Weihnachtswünsche und Wunschzettel aus über 200 Jahren

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An das liebe Christkind … Weihnachtswünsche und Wunschzettel aus über 200 Jahren

Sonderausstellung im Weihnachtshaus Husum vom 6. November 2010 bis zum 31. März 2011 (die Ausstellung wurde verlängert)

Weihnachtswünsche und Wunschzettel sind keine neue Erscheinung, sondern haben eine lange Tradition – das zeigte die Weihnachtsausstellung im Husumer Weihnachtshaus, die dem Thema „Weihnachtswünsche und Wunschzettel“ gewidmet war.

Der sogenannte „Weihnachtswunsch“ als Brief des Kindes an seine Eltern, Paten oder Großeltern hat eine lange Tradition und war im gesamten norddeutschen Raum beheimatet. Schon im 18. Jahrhundert wurden aufwändig gestaltete Schmuckblätter, die mit Namen und handschriftlichem Text ergänzt wurden, als weihnachtliche Gaben überreicht. Später wurde diese Sitte von Hauslehrern und Schulen zur jährlichen Schönschreibübung und Festvorbereitung erhoben. Auf geprägtem Papier, das teilweise mit Oblaten oder Goldruck verziert oder mit weihnachtlichen Szenen bedruckt war, wurden Gedichte oder erbauliche Texte aus extra dafür herausgegebenen Heften abgeschrieben. Der fertige Brief wurde am Weihnachtsabend feierlich übergeben und dazu der auswendig gelernte Text vorgetragen.

Der Wunschzettel mit einer Aufzählung von materiellen Wünschen ist erst seit Ende des 19. Jahrhunderts bekannt. Seine Entstehung geht einher mit der Werbung für die industriellen Spielzeugprodukte und dem wachsenden Angebot des Versandhandels. Schön lithografierte Wunschzettel einzelner Unternehmen animierten die Kinder, sich genau die Spielsachen zu wünschen, die in Firmenkatalogen oder in den Geschäftsauslagen der örtlichen Läden angeboten wurden.

Die Form der Wunschzettel spiegelt ebenso wie die Wünsche die regionalen Gegebenheiten, die wirtschaftliche und politische Entwicklung wider. Im Laufe der Jahrzehnte verändert sich das Spektrum der gewünschten Dinge deutlich. Sind es im Vorfeld des Ersten und Zweiten Weltkrieges viele militärische Objekte, so stehen in der Nachkriegszeit eher wichtige Gebrauchsgüter wie Kleidung oder Schreibwaren auf dem Wunschzettel. Auch die Illustrationen der gedruckten Wunschzettel durchlaufen diesen Wandel: Trägt der Engel 1916/1918 noch Säbel und Helm, so erscheinen die Engel der 1960er-Jahre als liebliche Heerscharen.

Darüber hinaus eröffnen die Wunschzettel reizvolle Einblicke in die Familienstrukturen. Ältere Kinder schreiben die Wünsche der jüngeren Geschwister auf, die Wünsche werden teilweise vorab den Eltern zur Begutachtung vorgelegt oder mit Preisangaben ergänzt.

Bei der Ausstellung im Husumer Weihnachtshaus handelte es sich um die erste Ausstellung dieses Umfangs zum Thema. Neben den Weihnachtswünschen und Wunschzetteln zeigte sie Firmenprospekte und Kataloge, durch die die Wünsche geweckt wurden, sowie einzelne Objekte der Wunscherfüllung.


Das Buch zur Ausstellung

Torkild Hinrichsen,
Weihnachtsbriefe und Wunschzettel
Vom 18. Jahrhundert bis heute

Hrsg. von Alix Paulsen für das Altonaer Museum Hamburg und das Weihnachtshaus Husum
95 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, broschiert
Euro 11,95
ISBN 978-3-89876-526-8
Husum Verlag